Tja, wo kann man so ein Thema platzieren?
Da hier auch die TV-Tipps lagern, platziere ich mal diesen Thread hierher. Vielleicht könnten die Mods zudem die Bezeichnung des Subforums erweitern in Film. Fernsehen und Musik.
Oder verschieben.
Dieses hatte ich schon mal vor Jahren als Ausgangspunkt für Diskussionen gepostet:
"
Islam auf Sendung
ARD und ZDF berichten einseitig und negativ über den islamischen Glauben. Aus Gewohnheit, aber auch unter Zwang, meint der Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez
Sie haben untersucht, wie der Islam in Sendungen von ARD und ZDF dargestellt wird. Was haben Sie herausgefunden?
Der Islam kommt deutlich schlechter weg als andere Weltreligionen. Die Darstellung ist sehr einseitig auf Konfliktthemen wie Terrorismus, Extremismus, Integrationsprobleme oder internationale Auseinandersetzungen fokussiert. Die Anlässe, aus denen berichtet wird, sind durchweg negativ. Das kann sich auf das Bild auswirken, das die Zuschauer vom Islam haben.
Aber es ist nun mal die Pflicht der Medien, über Konflikte zu berichten.
Das wird von den Medien gern als Argument vorgebracht. Doch was eine Nachricht wert ist, wird von ihnen ja in großem Maße selbst bestimmt.
Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten werden wegen ihrer vermeintlichen Objektivität geschätzt. Hat Sie das Ergebnis Ihrer Untersuchung überrascht?
Was politische Magazine oder Talkshows angeht, nicht. Dass aber auch Kulturmagazine die negative Agenda reproduzieren, ist überraschend. Da finden im Wesentlichen dieselben Themen statt, lediglich personalisiert und zugespitzt. Dabei könnte gerade die Kulturberichterstattung ganz andere Themen aufbringen.
Glauben Sie, dass ARD und ZDF mit Absicht manipulieren?
Nein, das sind Gewöhnungserscheinungen. Teilweise stehen Journalisten aber auch unter dem Zwang, eine von anderen Medien publizierte negative Nachricht nachzuziehen. Das könnte nur auf der Ebene der Programmmacher und der Intendanten geändert werden. Dazu kommt, dass im Nahen Osten häufig ein kleines Häufchen von drei Korrespondenten für 25 oder 30 Länder zuständig ist. Die sind einfach überlastet.
Was könnte man besser machen?
Positiv stachen vor allem Dokumentationen und Reportagen heraus. Wenn Journalisten aus den Redaktionsstuben herauskommen, sich vom Nachrichtenticker lösen und selbst ins Feld gehen, bekommen sie einen ganz anderen thematischen Zugang zum Islam.
Zum Beispiel?
..."
weiter lesen:
http://www.zeit.de/2007/26/FiS-Islam
zudem:
"Schiffer, Sabine: Die Darstellung des Islams in der Presse. Sprache, Bilder, Suggestionen. Eine Auswahl von Techniken und Beispielen. Bibliotheca Academica. Reihe Orientalistik, Würzburg 2005.
Rezension von Kristina Stock, Orientalisches Institut, Universität Leipzig, 2006:
Sabine Schiffers breit angelegte Untersuchung über die Darstellung des Islams in der deutschen Presse zeigt, „wie Fakten lügen können und dass auch renommierte Medien den antiislamischen Rassismus salonfähig machen“ (S. 226). Damit reiht sie sich nicht nur in die wenigen medienkritischen Arbeiten zu eben diesem Thema [1] ein, nein sie stellt vielmehr ein wichtiges Zwischenergebnis bisheriger Forschungen dar, geht über diese aber noch hinaus, weil die ermittelten Resultate sowohl in Bezug auf die Islamdarstellung relevant sind als auch allgemeine pressemediale Strategien und deren potentielle Wirkung auf die Rezipienten aufzeigen. Gleichzeitig präsentiert Sabine Schiffer zahlreiche Ansatzpunkte für weiterführende Analysen, um nicht selbst zu voreiligen Pauschalisierungen zu gelangen (z.B. S. 75, 102, 137f., 223). Ihr erklärtes Ziel ist „die Begründung einer linguistisch und erkenntnistheoretisch fundierten Theorie, die es ermöglicht, Fehldarstellungen und ihre potentielle Wirkung zu ermitteln“ (S. 32).
Die äußerst umfangreiche Bibliografie zeigt die stark interdisziplinär ausgerichtete und akribisch recherchierte wissenschaftliche Grundlage der Untersuchung, die selbst eine heuristische Vorgehensweise anstrebt, um „intuitives Wahrnehmen zu verbalisieren“ (S. 68). Dabei verzichtet sie nicht auf eine sorgfältig ausgeführte Grundlagenforschung, die zwar Längen und Wiederholungen bei der Darstellung mit sich bringt, angesichts des wissenschaftlichen Anspruchs der Arbeit jedoch unvermeidbar ist. Die übersichtliche, stark gegliederte Darstellung präsentiert nach jedem größeren Kapitel Zwischenergebnisse, Zusammenfassungen und Schlussfolgerungen. Der aktuelle Forschungsstand wird immer wieder kritisch hinterfragt. Verwendung finden Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung, Medienwissenschaft, Psychologie, Linguistik, Arabistik und Islamwissenschaft.
Zunächst untersucht Sabine Schiffer allgemeine Einstellungen zu Islam und Muslimen (S. 13ff.) sowie die Rolle der verschiedenen Medien hauptsächlich als „Spiegel und Konstrukteur von Realität“ (S.18-32). Als besonders wirkungsvolle Manipulationsstrategien werden das Zeigen und Ausblenden von Realität sowie die Pars-pro-toto-Wahrnehmung und Stereotypenbildung herausgestellt. In einem Exkurs geht es darum, welche Folgen verkürzt wiedergegebene islamische Glaubensgrundsätze und die Verallgemeinerung ausgewählter Fakten aus der islamischen Welt haben können. Da einmal erworbenes Wissen die Wahrnehmung beeinflusse, ließen sich einmal gefasste Einstellungen immer wieder reproduzieren. Wie Sabine Schiffer mutmaßt, kann nur immer währende Skepsis diesen Teufelskreis durchbrechen. (S. 33-54)
..."
"...
Ebenso ernst zu nehmen ist Sabine Schiffers abschließender Appell, vergleichende Untersuchungen der Entwicklungslinien des antisemitischen und des islamfeindlichen Diskurses anzustellen, weil – wie die Geschichte gezeigt habe – „Sprache und Bilder zu Unrecht in ihrem Potential unterschätzt werden. Die derzeit aktuelle Integrationsdiskussion, die vor allem in Bezug auf muslimische Mitbürger/innen geführt wird, droht im gleichen Verstellungsvorwurf zu enden wie dies den jüdischen Mitbürgern zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschah.“ (S. 223) Einen ersten bemerkenswerten Schritt zur Entlarvung manipulativer Mechanismen bei der Zeichnung neuer Feindbilder hat Sabine Schiffer mit ihrer Untersuchung bereits getan.
..."
weiter lesen:
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin...nen/2006-4-166
Weitere Inhalte des Buches und weitere Untersuchung durch Silvia Horsch:
"...
Medien bedienen sich der Zeichensysteme Sprache und Bilder. Und Zeichen haben etwas mit Zeigen zu tun. So wie ich mit dem Finger auf etwas zeigen kann, kann ich es auch mit Worten tun. Ich kann auf das Stehpult hier neben uns mit dem Finger deuten oder sagen: „Sehen Sie sich einmal das Stehpult an!“ Ich kann auch sagen „Denken Sie jetzt bitte nicht an das Stehpult!“ Egal wie ich mich zu einem Gegenstand oder Sachverhalt äußere, das Erwähnen desselben allein genügt schon, um darauf zu zeigen und somit Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Dabei wirke ich durch die Nennung eines bestimmten Themas oder Aspekts auf die Wahrnehmung meiner Zuhörer/Leser ein. Ich lenke ihre Aufmerksamkeit auf diesen Ausschnitt und lenke gleichzeitig – und zumeist unbewusst – von anderen Dingen ab, auf die ich ebenso hätte zeigen können. Ich kann sie nicht nur in den Hintergrund treten lassen, sondern ganz und gar ausblenden, wie das folgende Beispiel zeigen wird:
Wir stellen uns vor, über unsere Veranstaltung heute Abend würde morgen in den Berliner Zeitungen berichtet und da stünde dann: „ Beim Vortrag ,Islam in den Medien’ im Rahmen der Berliner Islamwoche waren 87 Frauen anwesend.“ Das stimmt. Das ist Fakt, nicht gelogen – ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt. Was würde aber das Lesepublikum aus diesem Satz schließen, wenn keine weitere Information über die Veranstaltung zu lesen wäre? Nun, da wir immer und automatisch den berichteten Teil als repräsentativ für das Ganze halten, würden die Leser daraus schließen, dass außer den 87 Frauen niemand anwesend war. Immer bieten sich uns nur Ausschnitte aus einem großen Ganzen und immer halten wir diese für das große Ganze entsprechend der soeben beschriebenen pars-pro-toto-Relation.
..."
"...
Fakt und Fazit
Wie aus der Aufzählung reiner Fakten falsche Schlüsse gezogen werden können, sollte hier unter anderem deutlich gemacht werden. Damit können wir uns auch nicht mehr auf das Berichten von Fakten als ausreichendes Mittel gegen Diskriminierung und dem Schüren von Rassismus berufen. Bei der Darstellung des Islams handelt es sich um einen diskriminatorischen Diskurs ähnlich dem über die Juden im 19. und frühen 20. Jahrhundert – und dies nicht nur in Bezug auf die verwendeten Metaphern. Effektives Handeln gegen eine konfrontative Entwicklung setzt Erkenntnis der ungünstigen Wechselwirkung voraus, um konstruktive Lösungen erarbeiten zu können und dafür benötigen wir Menschen, die bereit sind, den anderen jeweils in seinen – wie auch immer zustande gekommenen – Nöten, Bedenken, Wünschen und Ideen ernst- und anzunehmen und uns nicht von bisherigen Fehlentwicklungen entmutigen zu lassen. Dies gilt für alle, denn die hier beschriebenen Mechanismen wirken in umgekehrter Richtung leider auch. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, dass wir alle in diesem Sinne weiter arbeiten werden.
..."
Hier komplett lesen:
http://www.al-sakina.de/inhalt/artik...ien.html#fazit
Was meint ihr, sind inzwischen die Berichterstattungen in den sog. "Leitmedien" differenzierter geworden, oder undifferenzierter?
Welche Medien meint ihr berichten am differenziertesten?
Welche Medien konsumiert ihr persönlich am ehesten, wenn ihr euch z.B. über den Nahen Osten informieren wollt?
Oder über den Islam?
Happy diskutiering...![]()
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