„Mein ist die Rache“ schreibt der Herr. Und somit könnte man davon ausgehen, dass Rache nicht nur negativ, sondern sogar positiv besetzt ist?
In den Rachepsalmen steht geschrieben (Übersetzung aus dem Hebräischen): „Wenn er die Vergeltung sieht, freut sich der Gerechte; er badet seine Füße im Blut des Frevlers“.
Freude? Gerecht?
Gläubige verbannen gerne das AT und sehen das NT völlig autark. So als habe es niemals diesen grausamen alttestamentarischen Rachegott gegeben. Jedoch ist die Apokalypse aus dem NT – und hier steht die Rache, die Vergeltung, die strafende „Gerechtigkeit“ im Vordergrund.
Man spricht von einer „Ohnmacht der Wut“. Jener, die sich nicht Raum schafft, schaffen kann, um sich aufzulösen. In einer Befreiung, dass man Gleiches mit Gleichem vergalt? Auge um Auge, Zahn um Zahn anstatt Stillhalten? Das, was man eigentlich nicht darf, wo moralische Schranken - ein dem „Urgefühl“ nachgeben - als verwerflich gilt.
Macht sich dadurch der „Gemäßigte“, der Kultivierte, der seine Gefühle zu beherrschen gelernt hat, nicht zum Opfer? Weil er sich nicht wehrt?
„Wenn du damit beginnst,
dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast“. Das schrieb George Bernard Shaw.
Und der deutsche Aphoristiker Werner Mitsch meinte: „Rache ist die ausgleichende Ungerechtigkeit“.
Ist „Rache“ negativ? Oder ein Alleinanspruch Gottes? Und dadurch zwar „positiv“ besetzt aber für Menschen, seine "Ebenbilder", verboten?