Das Sterbehilfeverbot sehe ich als nur ein Beispiel unter vielen, wie sehr - gerade in Deutschland - in die Souveränität des Individuums eingegriffen wird, sein Leben so zu führen, wie es will. Meine diesbezügliche Gefühlslage habe ich vor einiger Zeit versucht, in folgendem Gedicht auszudrücken:
Staatsbesitz
Kaum hast du diese Welt betreten,
Lässt sich das Finanzamt nicht lange bitten
Und sendet dir, oh großer Kummer,
Deine lebenslange Steuernummer.
Bald kommst du in den Kindergarten,
Erfährst dort deine Sozialisation,
Lernst, was andere von dir erwarten ...
Zum Wohle der Nation.
Mit sechs Jahren bist du einschulungsbereit,
Trainiert wird sodann deine Arbeitsamkeit.
Und ist der Unterricht auch noch so verhasst,
Den Erfordernissen wirst du angepasst.
Als geschmeidig funktionierendes Endprodukt
Begibst du dich auf den Arbeitsmarkt.
Nun rackerst und schuftest du wie verrückt,
Nach 30 Jahren dann: Herzinfarkt.
Du hörst den Gevatter die Sense wetzen,
Verzweifelt bittest du einen Arzt um Rat,
Er möge dem Grauen ein Ende setzen,
Doch in Würde zu sterben verbietet der Staat.
Deine Asche gehört weder Gatte noch Kindern,
Das weiß das Gesetz erfolgreich zu verhindern.
Um Recht und Ordnung Genüge zu tun,
Hast du auf einem Friedhof zu ruhen.