Damit es in einem anderen Thread nicht zu Überschneidungen kommt, hier nun die Gelegenheit auch über die ehemalige BRD zu reden.
Ja, ehemalige! Denn nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ist auch die BRD eine andere geworden.
Aber wie sah sie damals aus?
Fangen wir doch am Anfang an und betrachten, was so unter anderem vor 70 Jahren alles passierte.
Zitat70 Jahre BRD - alles andere als friedliche Anfänge
https://www.heise.de/tp/featur…che-Anfaenge-4432017.html
Das nur mal nebenbei. Und weil wir grad bei Nebenschauplätzen und Nazi-hassenden-US Soldaten sind, hier mal eine nette Geschichte aus Bayern, wo sich braune Staubhirne sammelten, wie Fliegen auf einem großen Haufen.
ZitatBegeisterter Empfang
"Die Kommandoübergabe an die Amerikaner hat dann so stattgefunden, dass die SS-Division im Karree angetreten war und Patton mit einem Hubschrauber innerhalb dieses Karres landete. Patton stieg aus, der SS-General erstattete ihm Meldung und forderte die Truppe auf, General Patton mit einem dreifachen ,Heil Hitler` zu begrüßen, was dann geschah. Patton schien überwältigt, weil er eine solche Haltung nach Kriegsende noch von keiner deutschen Truppe erlebt hatte, und soll dann den SS-General gefragt haben, ob er sich vorstellen könne, dass seine Männer mit den Amerikanern mehr oder weniger sofort Seite an Seite gegen die sowjetischen Truppen kämpfen würden - mit dem Ziel, diese aus Europa herauszujagen. Der SS-General soll dann das Megaphon genommen und die Soldaten aufgefordert haben, einen Schritt nach vorne zu treten, wenn sie bereit wären, mit den Amerikanern gegen die Russen zu kämpfen. Als Resultat soll die ganze Truppe, ohne eine einzige Ausnahme, einen Schritt nach vorne getan haben."
https://www.merkur.de/lokales/…witziger-plan-229538.html
Aber das Große Ganze soll hier auch betrachtet werden.
Es galt ja, die Strukturen zu zerschlagen, die im Hitler-Regime entstanden sind. Dabei stellten sich den Ermittlern allerdings einige Hürden in den Weg, nicht selten in Form von interessierten US Wirtschaftskreisen.
ZitatDoch als Martin die Akten im Hause sichten will, kommen ihm Displaced Persons (im Krieg entwurzelte Zwangsarbeiter) entgegen mit Schubkarren voller Aktenordner. Auf Anweisung von Draper verbrennen sie alle hochempfindlichen Beweismittel auf einem großen Scheiterhaufen vor der Tür. Trotz allem kann sich Martin ein Bild über die ausgiebigen Vernetzungen zwischen Wall Street und Nazihierarchie verschaffen, das er uns in einem Buch vermittelt.7
Kurz und schlecht: Die "Fraternity", die Bruderschaft, wie Stewart dieses amerikanisch deutsche Netzwerk von Kartellen und Banken genannt hat, konnte sich in den Nachkriegsjahren nicht nur erneut aufstellen. Es stieg vielmehr zu noch nie gekannter Blüte auf.
aus TP-Link
Also nicht nur, dass sich die US Administration ihre eigenen kleine Kommunisten-Jäger-Truppe finanzierte und ausstattete (Org Gehlen), nein, sie behinderten aktiv die Aufarbeitung ihrer eigenen Seilschaften zum alten Hitler-Regime, an dem viele Industrielle richtig gut verdienten.
Unter dieser Betrachtungsweise erscheint der wirtschaftliche Aufbau der BRD eher wie ein aktivieren der alten Verbindungen der Schwerindustrie inkl seiner Zulieferer und Profiteure. Natürlich konnte man den Personen dabei nicht auf die Füße treten. Deshalb schien es logisch, wenn Personalien von den Anklagebänken in Nürnberg zwar verurteilt wurden, doch wenig später wieder als freie Menschen inkl ihrer Vermögen, ihre Tätigkeit weiterführen konnten. (siehe Krupp)
Apropos Gerichte.
Wirtschaft ist das eine, unsere Gerichte das andere.
Aber auch da sah es nicht besser aus. "Personalmangel" schien es nicht zu geben, deshalb sind die angeführten Gründe, man hatte ja nix, auch stark relativierend. Man hatte eben nicht alternativ die "Richtigen".
Zitat
Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zeigt: In kaum einem Bonner Ministerium waren nach 1949 mehr ehemalige NSDAP-Mitglieder beschäftigt als im Justizministerium.
https://www.zeit.de/wissen/ges…inisterium-akte-rosenburg
Nun, es war natürlich nicht alles schlecht.
Positiv war, dass die BRD in fast allen Angelegenheiten erster war. Nicht nur als erste eine eigenen Währung, sondern auch als erster ein eigener Staat. Glückwunsch! Denn so selbstverständlich war das nicht, deshalb müssen wir dafür wohl den US Diplomaten dankbar sein, besser hätte man die Spaltung Nachkriegsdeutschland nicht voran treiben können.
Und wer schon vor dieser Gründung auf den Gedanken kommt, eine Ex Nazitruppe gen Russland zu schicken, der zeigt, wie wichtig ihm eine friedliche Lösung ist, sich mit den Alliierten zu einigen, nämlich gar nicht.
Es gab aber nicht nur theoretische Pläne, die Praxis war da pragmatischer. Denn mit der Org Gehlen (siehe passenden Thread) hielt man sich eine Gruppe von ehemaligen SS, SA und GESTAPO Leuten, die entgegen ihren eigentlichen Auftrag (Auslandsspionage) mehr im eigenen Land schnüffelten und jeglichen linken Ansatz in der Politik zu diskreditieren versuchten und dies oftmals schafften.
Hier noch ein Hinweis auf eine wirklich gute Aufarbeitung der Anfangszeit
https://www.christoph-links-ve…_id=6&suche=1&maxrows=100
Wer gleich was lesen will, hier ein PDF der UNI Heidelberg
http://archiv.ub.uni-heidelber…faenge_Bundesrepublik.pdf
mfg